Genova, den 7.4.2005

Heute Vormittag hat der neunte Vorverhandlungstag des Prozesses gegen die Polizisten und die Sanitaeter von Bolzaneto im Hochsicherheitssaal des Gerichtsgebaudes von Genua stattgefunden. Die Verteidiger der Agenten Diana Mancini und Massimo Pigozzi und der Aerztin Sonia Sciandra haben die Freisprechung aller drei ihrer Klienten gefordert: die Aussageprotokolle der Anklaeger sowie die widerspruechlichen Versionen der zwei in Bolzaneto eingesetzten Pfleger seien unglaubwuerdig, um die Schuld der Angeklagten zu beweisen.
Mancini war am Nachmittag des 21. im Einsatz in Bolzaneto und ist spaeter waehrend der Nacht erneut eingesetzt worden. Sie ist angeklagt, Misshandlungen gegen diein der Kaserne festgehaltenen Frauen begangen zu haben: sie begleitete sie auf die Toilette und zwag sie, mit auf Kniehoehe gesenktem Kopf zu laufen bzw. stellte ihnen ein Bein. Zwei der festgehaltenen Frauen haben sie auf Fotos erkannt aber ihre Beschreibung aus vorhergehenden Aussagen sei zu ungenau und widerspruechlich. Mancini, heute im Gerichtssaal, hat sich schon vor Gericht an einem frueheren Verhandlungstag verhoeren lassen und negiert alle Vorwuerfe.
Die Anwaelte Laura Guercio und Ceccon verteidigen die Aerztin. Ihr wird vorgeworfen, Ausstellung von Attesten verweigert zu haben. Guercio, die bei Amnesty International aktiv ist (!), behauptet, die schwerwiegenden Anschuldigungen gegen Sciandra seien nicht von stichhaltigen Beweisen gestuetzt. Zudem trage sie keine Verantwortung, weil die Patienten selbst sie nicht ueber ihre Symptome unterrichtet haetten.
In Ceccons Einsicht haetten die zwei Pfleger Poggi und Pratissoli in ihrer Aussage glatt gelogen, auch angesichts der Widersprueche zwischen ihrer Version und der einiger Demonstranten.
Am Ende sprach der Verteidiger von Massimo Pigozzi. Pigozzi ist ein Polizist und waehrend des G8 war er mit dem Transport von Polizisten und Gefangenen beauftragt. Am Nachmittag vom 20. Juli 2001 hat er 5 Menschen von S. Martino nach Bolzaneto transportiert und anschliessend einen von ihnen namens Azzolina an der Hand verletzt. Nach der selben Strategie behauptet auch Pigozzis Anwalt, die Aussagen Azzolinas seien Verleumdungen: auch hier naemlich seien die Ungereimtheiten zwischen seinen Aussagen und denen Schenones, der mit ihm nach Bolzaneto transportiert wurde, offensichtlich.
Der Prozess wird am Samstag fortgefuehrt.