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[Pressemitteilung] Diaz: Erste Wiedererkennungen – “Sie haben sich umgedreht”

Genua, den 17.11.2005

Zehnter Verhandlungstag im Prozess gegen 29 wegen Koerperverletzung, Verleumdung und Beweisfaelschung angeklagte Mitglieder der Ordnungskraefte infolge der Razzia in den Gebauden der Schule Diaz.

Es gab zwei Zeugenaussagen in dieser langen Verhandlung (um 17:30 erst beendet). Der erste Zeuge ist D.A., ein deutscher Junge, der auf dem ersten Stock der Pertini Schule blutig geschlagen wurde. Als er aus einem Fenster die Ankunft der Polizei sieht und anfaengt, Schreie zu hoeren, entscheidet er zusammen mit anderen, mit hocherhobenen Haenden stehen zu bleiben. Die Polizisten schreiten schnell hinein, “sie schrien und haben uns mit Gesten zu verstehen gegeben, dass wir uns setzen sollten. Dann sind sie vor jedem von uns stehen geblieben und haben angefangen, uns mit den Schlagstoecken hauptsaechlich auf dem Kopf zu schlagen. Es sah aus, als wuerden sie absichtlich mit ihrer ganzen Kraft auf die Koepfe zielen.” Es wird systematisch geschlagen. Alle Leute, die sich im Flur befinden, werden geschlagen und bleiben blutig auf dem Boden liegen. Zu diesem Zeitpunkt erinnert sich D. an zwei in zivil gekleidete Beamte, von denen einen mit Helm und Bart. Eine Wiedererkennung findet im Gerichtssaal nicht statt, aber in der Diaz Schule gibt es nur einen Beamten mit Bart und Helm: Francesco Gratteri, der damalige Leiter der Sco (Servizio Centrale Operativo, Zentraler Einsatzdienst).

D. sieht darueberhinaus die als Rechtfertigung der Razzia verwendete Episode: den angeblichen Angriff gegen einige von Di Bernardini geleitete Polizeiwagen. D. ist sehr praezise und sicher: “Es gab viele Leute im Hof und auf der Strasse. Die Ankunft der Polizeiwagen schien eine Provokation zu sein. Viele Leute haben “Assassini” geschrien, aber niemand hat etwas gegen die Autos geworfen und sie haben sich entfernt ohne anzuhalten”. D. kommt ins Krankenhaus, wo ihm am Tag danach ein Bluterguss im Gehirn diagnostiziert wird, und er wird notoperiert. Als er wieder erwacht, wird ihm bewusst, dass er rund um die Uhr von der Polizei bewacht wird, ohne dass ihm mitgeteilt wird, dass er verhaftet worden sei. Die Tragoedie wird zur Farce, als er eines Tages auf einer Bahre zur Spintomographie getragen wird und ein Carabiniere den genialen Einfall hat, ihn mit Handschellen an die Bahre festzubinden. Schade nur, dass niemand dann diese Handschellen oeffnen kann: sie werden erst sechs Stunden spaeter von einem Handwerker “mit Handwerkskasten” geoeffnet.

Die zweite Zeugin ist V.B., auch sie Nebenklaegerin, die sich in der Sporthalle befand. Sie hat mehr Glueck als D. gehabt, denn “ich hatte andere Menschen vor mir, die als Schild dienten”, mit Genauigkeit erzaehlt sie die ganze Phase des Massakers in der Halle, so wie die Anwesenheit einiger Befehlshaber in zivil, waehrend die anderen Beamten mit Tritten und Schlaegen die aus den oberen Etagen heruntergezogenen jungen Leute verpruegeln: “ich erinnere mich daran, dass die Befehlshaber sich umgedreht haben, als die Polizeibeamten die Leute weiter verpruegelten. Ich habe den Eindruck gehabt, dass sie wie angesichts eines Kinderstreichs einen Auge zudruecken wollten”. Einen dieser Befehlshaber hat V.B. genau gesehen und sie erinnert sich an ihm, weil sie ihn ein Paar Tage spaeter im Fernsehen sieht, als sie noch im Gefaengniss ist. Er gibt gerade einen Interview in der Tageschau.

Als ihr einen Videoauschnitt gezeigt wird, in dem eine Gruppe von Polizeileitern vor der Eingangstuer der Pertini-Schule zu sehen ist, zoegert sie nicht: “Er ist es. Ich habe ihn auch letztes Jahr bei der ersten Vorverhandlung von diesem Prozess wiedergesehen. Mein Anwalt hat mir gesagt, dass er Giovanni Luperi heisst”.