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Bolzaneto: Pressestimme

La Repubblica, 25.01.2006

Rubrik: Il Lavoro

von: Marco Preve

Erste Zeugenaussagen: Sie haben uns beschimpft und geschlagen.
Gewalttaten in Bolzaneto - Die Stunde der Wahrheit
Das Verfahren

Wenn jemand vergessen hatte, dass im Juli 2001 in Genua in einer
Haftanstalt der italienischen Republik Gefangene waren, die
widerrechtlich verhaftet, getreten, mit Kniestoessen in die Genitalien
traktiert, der Grundrechte beraubt und etwa durch Nazi-T-Shirts,
die Maenner in Uniform zur Schau stellten auf mannigfache Weise
gedemuetigt wurden, dann wurde diese Gedaechtnisluecke am gestrigen Tag
durch den Verhandlungstermin im Verfahren wegen den Machtmissbraeuchen
in der G8 Haftanstalt, die im Inneren der Kaserne Bolzaneto geschaffen
worden war, wieder geschlossen.
Im Verfahren gegen 44 Polizisten, Justizvollzugsbeamte und Carabinieri
ist die Stunde der Aussagen der Geschaedigten gekommen. Der Erste der
einstigen Gefangenen, der gesprochen hat, ist Eugenio A., 24, aus
Genua, der vor Kurzem seinen Abschluss in internationaler
Diplomatiewissenschaft gemacht hat.
Im Verfahren gegen 44 Polizisten, Justizvollzugsbeamte und Carabinieri
ist die Stunde der Aussagen der Geschaedigten gekommen. Der Erste der
einstigen Gefangenen, der gesprochen hat, ist Eugenio A., 24, aus
Genua, der vor Kurzem seinen Abschluss in internationaler
Diplomatiewissenschaft gemacht hat.

Am 21. Juli befand er sich unter den tausenden Demonstranten, die gegen
die Globalisierung der grossen Maechte protestierten. Wie viele andere,
war er auf der Strasse festgenommen und nicht vorliegender Straftaten
beschuldigt worden, weswegen er selbst freigesprochen und die Verfahren
eingestellt wurden. Jetzt verlangt er Gerechtigkeit, im Gerichtssaal
ist er noch einmal die in der Kaserne erlebten Momente durchgegangen,
von 17-17,30 Uhr bis ein Uhr nachts, als er entlassen wurde. "Ungefaehr
fuenf Stunden lang - hat er beim Antworten auf die Fragen der
Staatsanwaelte Patrizia Petruzziello und Vittorio Ranieri Miniati
erzaehlt - bin ich aufrecht in der Zelle gestanden, mit dem Gesicht zur
Wand, die H??nde hinter dem Ruecken und mit gespreizten Beinen. Ich
hatte um ein Glas Wasser gebeten, aber niemand hat mir Antwort
gegeben". "Dann" fuhr er fort, "haben wir Stimmen von draussen
gehoert, die sagten: 'hier, nimmt dies!' und es wurde Gas durch das
Fenster mit den Gittern gesprueht, meine Augen brannten naemlich".

Eugenio hat den Moment seines Durchgangs durch den Korridor evoziert,
als er - ein Beamter ging ihm voraus - in das Buero gehen musste, um
Erkennungsdienstlich behandelt zu werden. Er hat berichtet, dass sich
ein Dutzend Polizisten an den Seiten des Flurs befand. "Sie taten so,
als wuerden sie mir ins Gesicht schlagen und versetzten mir dann mit
ihren Haenden Hiebe am Oberkoerper und am Gesicht. Als sie mich wieder
zurueckgebracht haben, wurde mir auch mit dem Knie ein Hieb in die
Genitalien versetzt. Ich sahte: 'Genug!' und sie antworteten: 'Fuer
euch gibt es nie genug!'" In der Zelle "kam ein Polizist naeher, der
sein Uniformhemd hochzog und mir ein T-shirt mit Hakemkreuz zeigte".

Als der Staatsanwalt ihm die Frage stellt, ob er verbal reagiert habe,
antwortet er mit einem Laecheln: "Nein, gewiss nicht. In jener
Situation waere es besonders kontraproduktiv gewesen". Vor ihm hatten
als Zeugen der Justizvollzugsverwaltungsrichter Salvatore Leopardi und
der Vizequaestor
Giorgio Gaeta, der seinerzeit Chef des Reparto Mobile [1] war, der
gesagt hat, dass er sich nicht an Missbrauchhandlungen und Gewalttaten
in den Zellen erinnert.
Il Secolo XIX

25.01.2006

Kurzmeldungen

G8 Verfahren
Ein Geschaedigter sagt aus

Genua - Gestern hat im Verfahren wegen den Gewalttaten in der Kaserne
Bolzaneto der erste Geschaedigte ausgesagt: Eugenio Arecco, ein
24-Jaehriger, der berichtet hat, dass er wiederholt von Polizisten
geschlagen wurde. Er hat auch ausgesagt, dass ein Beamter immerzu die
jungen Gefangenen beschimpfte und dass dieser sich dann die Uniform
hochzog, und ein Hakenkreuz zeigte, das auf sein T-shirt aufgemalt war.
Vor Arecco hatten als Zeugen der Justizvollzugsverwaltungsrichter
Salvatore Leopardi und Giorgio Gaeta ausgesagt, der seinerzeit Chef der
sechsten Mobile-Abteilung der Kaserne Bolzaneto [1] war.

[1] Die Squadra Mobile ist eine aus geschlossenen Einheiten
zusammengesetzte Abteilung, die in Deutschland am ehesten mit den
kasernierten Einheiten der Bereitschaftspolizei zu vergleichen ist.